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Eröffnungsfeier der Akademie und Workshop "European Human Rights Protection – Twenty Years from Now"

Am 16. September 2022 wurde die Akademie für Europäischen Menschenrechtsschutz an der Universität zu Köln offiziell eröffnet. Dieser freudige Anlass wurde mit einem Kolloquium begangen, an dem Richterinnen und Richter des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, des Europäischen Gerichtshofs, des Bundesverfassungsgerichts und des britischen Supreme Court sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern teilnahmen. Dem Kolloquium vorausgegangen war ein Workshop für Postdocs und Doktorandinnen und Doktoranden.

Der Schwerpunkt beider Veranstaltungen lag auf den erwarteten und unerwarteten Entwicklungen, die der Menschenrechtsschutz in Europa in den nächsten zwanzig Jahren nehmen könnte oder sollte, und auf der Frage, welche Rolle die Justizorgane bei diesen Entwicklungen spielen werden oder sollten. Obwohl niemand von uns behauptet, eine Kristallkugel zu besitzen, kann uns die Reflexion über Erfolge und Rückschläge der Vergangenheit Aufschluss darüber geben, wie wir uns auf die Herausforderungen vorbereiten sollten, denen sich die Menschenrechte im Europa der 2040er Jahre stellen werden. Welche Themen sollten auf der Agenda der Forschung zum Schutz der Menschenrechte in Europa in den nächsten Jahrzehnten stehen?

Eröffnungsfeier und Kolloquium

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Foto: Simon Mensing
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Foto: Simon Mensing
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Foto: Simon Mensing

Akademie für europäischen Menschenrechtsschutz mit hochkarätig besetztem Kolloquium eröffnet

Akademien sind Orte des Forschens, Lehrens und Lernens, zugleich aber auch Begegnungsstätten, die Menschen mit einem unterschiedlichen Erfahrungsschatz zusammenbringen. Auch die von der Universität zu Köln neu gegründete Akademie für europäischen Menschenrechtsschutz sieht ihre Aufgabe darin, ein Forum für Gespräch und Austausch zu sein. So war es ein sehr vielversprechender und guter Beginn, dass zur Eröffnungsfeier am vergangenen Freitag, dem 16. September 2022, zahlreiche herausragende Persönlichkeiten der deutschen und vor allem europäischen Rechtspraxis und -wissenschaft zu einem Kolloquium zusammenkamen und über das Thema „European Human Rights Protection – Twenty Years From Now“ diskutierten.

Den Auftakt bildeten Robert Spano, Präsident des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Straßburg, und Koen Lenaerts, Präsident des Gerichtshofs der Europäischen Union in Luxemburg. Beide unterstrichen die Bedeutung des Dialogs sowohl zwischen den Gerichtshöfen wie auch mit der Justiz in den Mitgliedstaaten. Nach diesen europäischen Sichtweisen warfen Lord Jonathan Mance, ehemaliger Vizepräsident des UK Supreme Court, und Andreas Voßkuhle, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts und Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, einen Blick auf die Zukunft nationalen Grundrechtsschutzes. Der ehemalige polnische Verfassungsrichter Miroslaw Wyrzykowski reflektierte über die Gefährdung des europäischen Erbes durch eine Rechtsstaatskrise, wie sie gegenwärtig in Polen zu beobachten ist, und Professor Jestaedt über die Möglichkeit, dem hohen Fallaufkommen an Menschenrechtsgerichten effektiv zu begegnen. Ein von Professorin Nußberger moderiertes Panel widmete sich schließlich der Rolle der Menschenrechte für den Frieden in der Welt – die ehemalige ukrainische Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Ganna Yudkivska bedauerte ein Scheitern des Zusammenlebens im „europäischen Haus“ vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs.

Zu Gast waren außerdem neben ehemaligen und aktiven Richterinnen und Richtern des Straßburger Gerichtshofs und anderer nationaler Höchstgerichte, Professorinnen und Professoren deutscher und europäischer Hochschulen. Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler hatten bereits an den zwei Tagen zuvor die Möglichkeit, sich im Rahmen eines – ebenso wie das Kolloquium von der Thyssenstiftung großzügig finanzierten – Workshops über ihre Visionen zum Schutz der Menschenrechte in zwanzig Jahren auszutauschen. „Der enge Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sowie zwischen jenen, die schon langjährige Erfahrung haben und jenen, die noch am Anfang stehen, gehört zu den Kernanliegen unserer Akademie“, freut sich Angelika Nußberger über den gelungenen Auftakt. „In unsicheren Zeiten soll von der Akademie ein Zeichen des Optimismus ausgehen. Menschenrechte werden auch in Zukunft auf die Entwicklung der Gesellschaft einen gestaltenden Einfluss haben“.

Professorin Angelika Nußberger und ihr Team hoffen, mit der Akademie, die sich nunmehr in neuen Räumlichkeiten im Küpperstift an der Kerpener Straße 30 befindet, künftig und dauerhaft zum Schutz und zur Weiterentwicklung der Menschenrechte in Europa beitragen zu können.

Eine Übersicht über das Programm finden Sie hier.

Young Researchers’ Workshop

Am 14. und 15. September durften wir im Vorfeld des Eröffnungskolloquiums der Akademie für Europäischen Menschenrechtsschutz 25 junge Rechtswissenschaftlerinnen und Rechtswissenschaftler und sechs exzellente Diskutantinnen und Diskutanten an der Universität zu Köln begrüßen. Aufgeteilt auf sieben thematische Panels präsentierten sie im Gebäude der Fritz Thyssen Stiftung in Köln ihre aktuelle Forschung zur Zukunft des europäischen Menschenrechtsschutzes in Europa. Es waren zwei interessante Tage, an denen in freundlicher Atmosphäre exzellente Beiträge mit Fragen und Kritik bedacht wurden. In den Pausen konnten die eingeladenen Referentinnen und Referenten zwanglose Gespräche führen und sowohl positive als auch herausfordernde Erfahrungen in der juristischen Wissenschaft miteinander austauschen.